Weiss Geschichten

Und auf einmal war die Erinnerung da. An die Geschmäcker der Kindheit, den Geruch von Heu und die Liebe zum Kochen. Die war bei Andreas Döllerer allerdings immer schon da. Jedenfalls solange er denken kann. Und auch wenn sich die Ausdrucksformen dieser Liebe über die Jahre geändert haben, geht es immer noch um die Alpine Heimat und wie sie auf die Teller kommt. Möglichst überraschend und mit dem Wissen vieler Jahre. Denn wer will sich schon im Kreis drehen. Andreas Küche ist ausgefeilt. Er mag das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Innovation. Es fordert ihn und lässt die Alpine Cuisine so zu täglich gelebter Realität werden.

Seit Jahrzehnten steht diese Familie für Kulinarik auf allerhöchstem Niveau, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Die Reitbaueres haben ihr Ohr und ihr Herz nicht nur bei ihren Gästen, sondern stets auch an den wirklich wichtigen Fragen rund um Gastgeberschaft. Denn die bedeutet Verantwortung. Für das was aufs Teller und ins Glas kommt. Heinz Reitbauer engagiert sich in vielen Bereichen das Tierwohl ist einer davon. Ich durfte mit ihm über die Liebe zum Schwein reden und darüber, was es braucht um veraltete Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen.

Einsteins Relativitätstheorie besagte, dass man Bewegung nur im Verhältnis zu anderen Körpern, also relativ, feststellen kann. Geschwindigkeit ist also immer auch eine Frage des Standortes. Solange man Teil seines eigenen Systems ist, sich in und mit diesem bewegt, merkt man nichts. Die Geschwindigkeit des Ganzen wird zur Eigengeschwindigkeit. Stefan Krispels Tempo ist hoch. Aber keine Angst, er weiß, was er tut.

2020 war das Jahr der stillen Einschnitte. Die "Brothers in Wine", Armin und Stefan Tement hat es gelehrt einmal mehr in die Tiefe zu gehen. Noch näher hinzusehen und sich darauf zu konzentrieren was sie ausmacht. Schließlich dient das Sortieren der eigenen Welt, dem Neuanfang, dem Verbessern der eigenen Perspektive. Ein Gespräch zwischen Brüdern. Darüber, was sie verbindet und was sie trennt.

Der Versuch einer Beschreibung der in der Nähe von Bregenz lebenden Künstlerin und Fotografin fällt einigermaßen schwer, denn Katja Berger ist vielseitig. Ihr Weg war alles andere als geradlinig, ein Faktum das ihre Arbeit heute vielschichtig und tiefgründig erscheinen lässt. Dabei hat sie gerade erst damit begonnen, dem Kompromiss Lebewohl zu sagen und sich stattdessen voll und ganz auf ihre Intuition zu verlassen.

Als Manfred Tement vor über 40 Jahren begonnen hat Wein zu machen, füllte man ihn in 2 Liter Flaschen und trank aus Viertelgläsern. Seither hat sich viel verändert. Im Gespräch erinnert er sich an seine Anfänge, denkt über die Zukunft nach und erzählt warum er immer noch brennt. Für seine Familie, die Steiermark und seine Idee von Sauvignon Blanc.

Der amerikanische Keramikkünstler Gregg F. Moore experimentiert gerne. Mit verschiedenen Materialien ebenso, wie mit verschiedenen Zugängen. So ist es nicht verwunderlich, dass er gemeinsam mit dem Küchenchef des Blue Hill, Dan Barber eine Geschirrserie aus "Knochenasche" entwickelt hat. 1748 in Großbritannien erstmals als Patent angemeldet, wurde Bone China durch die Zusammenarbeit der beiden Visionäre Moore und Barber nun zur wohl schönsten "Farm to Tableware".

Wayne Dyer sagte einmal "When you change the way you look at things, the things you look at, change." So oder so ähnlich sehen das auch die Menschen rund um das Projekt "Steinbeisser", das sich mit experimenteller Gastronomie beschäftigt. 2009 von Jouw Wijnsma und Martin Kullik als Ausstellungsplattform für zeitgenössischen Schmuck, Mode und Perfomancekunst in Amsterdam gegründet, ging es von Anfang an darum gewohnte Denkmuster zu verlassen und dabei Neues zu entdecken.

Kenya Hara zählt zu den wohl einflussreichsten Grafik-Designern Japans. Seine Arbeit betrachtet er als reine Form der Kommunikation, die von der Fähigkeit des Zuhörens geprägt ist. Das, sagt er, sei viel wichtiger, als seinem Gegenüber die eigene Meinung aufzudrängen. In seinem Buch "Weiss" taucht er tief in die japanische Kultur ein und teilt seine Gedanken über Leere, Stille und Schlichtheit. Gute Gründe für "Weisses Papier" sich mit diesem wunderbaren Thema etwas näher auseinanderzusetzen.

Markus Altenburger aus Jois am Neusiedlersee, zählt zweifellos zu den aufstrebenden Winzern dieses Landes. Mit ungeheuer viel Feingefühl ausgestattet, kommt er sich und seiner Art Wein zu machen von Jahr zu Jahr näher. Dabei wollte er ursprünglich gar kein Winzer werden und besuchte stattdessen die Fachhochschule für internationale Wirtschaftsbeziehungen in Eisenstadt. Das Leben verläuft eben alles andere als linear. Markus Altenburger feiert die Umwege, ohne sein Ziel dabei aus den Augen zu verlieren: den besten Wein zu machen zu dem er fähig ist.

Michael Kerbler zählt zu den prominentesten Rundfunkjournalisten Österreichs. Er gehörte in unterschiedlichen Funktionen insgesamt 38 Jahre dem ORF an. In den 80er Jahren arbeitete er als Auslandskorrespondent, bis 1994 als Reporter in den Krisengebieten Ostafrikas, den arabischen Staaten, im Iran aber auch in der DDR. Ab 2003 übernahm er die Ö1-Sendereihe "Im Gespräch", die heute noch zu den erfolgreichsten Sendeformaten zählt. Unter seinen Gesprächspartnern finden sich Namen wie Václav Havel, Peter Handke, Olga Neuwirth, Günter Grass, Margarete Mitscherlich, Christoph Schlingensief, Martin Walser, Stéphane Hessel oder gar der Dalai Lama. 2013 wurde ihm in Anerkennung seiner journalistischen Leistungen das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verlieren. Heute betreibt er mit kombinat3 seine eigene Agentur rund um hören sehen und lesen.

Helena Jordan, geb. 1992 in Bregenz, aufgewachsen in Niederösterreich, arbeitet derzeit nach zahlreichen Stationen im In- und Ausland im „Blue Hill at Stone Barns“ von Dan Barber. Die Farm, mit angeschlossenem Restaurant und Forschungscenter im New Yorker Hudson Valley, gehört zu den wohl berühmtesten Adressen, wenn es um Ernährungsbewusstsein und Nachhaltigkeit geht.

Seit 2011 ist Paul Ivic (Jahrgang 1978) Küchenchef des "TIAN" in Wien und damit der einzige Koch Österreichs, der mit "nur" vegetarischer Küche einen Michelin-Stern erkocht hat. Ihn störte schon früh, wie stiefmütterlich vegetarische Küche in der gehobenen Gastronomie behandelt wurde. Der Tiroler mit kroatischen Wurzeln engagiert sich unter anderem gegen genmanipulierte Lebensmittel, für die biodynamische Landwirtschaft und ist auch sonst ein mutiger Querdenker.